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„Persona“ ///
Blick in die Ausstellung, „Persona“ Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen von Konrad Thalmann in der art Kapella Schkeuditz; © Petra Kießling

„Persona“ ///

Konrad Thalmann in der art Kapella Schkeuditz.

In der art Kapella Schkeuditz findet der Besucher Werke eines sehr vielseitig begabten und arbeitenden Künstlers vor. Es sind Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen von Konrad Thalmann, die sich dem Thema „Persona“ zuordnen lassen.

Von Petra Kießling

Persona bezeichnete ursprünglich eine im antiken griechischen Theater von den Schauspielern verwendete Maske, welche die Rolle des Schauspielers typisierte. Der Name ist abgeleitet aus dem Lateinischen (personare = hindurchtönen). Hieraus wiederum abgeleitet ist der psychologische Begriff der Person.“ Wenn man weiter liest, versteht man die modernere Übersetzung noch besser. „C. G. Jung übertrug den Begriff in die Tiefenpsychologie und bezeichnete damit denjenigen Teil des Ichs, der für ein normatives, sozialverträgliches Verhalten des Individuums gegenüber seiner Umwelt sorgt. Die Eigenschaften der Persona werden daher hauptsächlich durch Anpassung erworben. Anpassung aber erfolgt häufig zu Lasten der Individualität.“[1]

Bei der Ausstellung mit den Köpfen, so hat er es der Künstler selbst manchmal genannt, handelt es sich nicht um realistische Portraits. Es sind keine Abbilder wirklicher Personen. Es ist eher eine allegorische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Gesichtern des „Ichs“, die wiederum für die verschiedenen Charaktereigenschaften jedes Einzelnen stehen können.

Konrad Thalmann begann seine berufliche Entwicklung mit einem Handwerk. Er erlernte den Beruf des Steinmetz und studierte daraufhin Architektur. Doch sein gestalterischer Wille fand in diesem Beruf kaum Platz. Zu viele Regeln, sicher notwendige und doch oft aus merkantilen Gründen, einengende Regeln.

Die Leidenschaft fürs Zeichnen, die ihn schon seit frühster Kindheit begleitet, war sicher ein wesentlicher Impuls für die Entscheidung, den freien künstlerischen Weg zu wählen. Also machte er sich erneut auf die Suche nach anderen, neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Er absolvierte auf diesem Weg ein Gaststudium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle bei Professor Göbel, nahm immer wieder an Kunstkursen teil, u. a. bei GrafikerInnen wie Tatjana Petkova oder Andreas Weißgerber.

Jede der entstandenen Serien, die in der Ausstellung nur teilweise gezeigt werden können, entstand in einer anderen Zeit und steht damit für verschiedene Arbeitsphasen in der Auseinandersetzung mit dem Thema „Persona“.

Wer jetzt fragt, warum sich Tierskulpturen und die Füße mit Flügeln den Weg in die Ausstellung bahnten, dem mag man mit einem Augenzwinkern und den komischen Verwandlungen in Shakespeares SOMMERNACHTSTRAUM antworten.

Die großen fragmentarischen Zeichnungen im Zentrum des Ausstellungsraumes tragen im Titel Monatsnamen. Monate markieren Jahreszeiten und damit verbundene Stimmungen. Die Serie heißt CANTUS und „Cantus“ wird abgeleitet aus dem italienischen Wort für Gesang, Melodie (canto). Daraus lässt sich die Nähe des Künstlers zur Musik ableiten. Selbst sagt er: „Musik ist für mich und meine Arbeit eine unterstützende Kraft, die sich in meinen Grafiken, Monotypien und Steinen aufspüren lässt.“ Seit einigen Jahren lernt er das Spiel auf der Klarinette, diese Erfahrung des Musizierens nutzt er wiederum als Quelle der Inspiration für seine Formen und Farben. Die Genauigkeit im Beruf des Architekten und ebenso die beim Erlernen von Kunst sind eine gute Basis für die künstlerische Arbeit, sie können aber auch eine Enge darstellen. Die Zeichnung, die Monotypie, deren Arbeitsprozess für ihn auch viel mit Bewegung zu tun hat, befreit ihn künstlerisch von der Klammer des Erlernten. Das Material selbst leistet den wenigsten Widerstand und ermöglicht ihm damit einen freieren Arbeitsprozess bis zum Ergebnis.

Der Zyklus mit Titeln wie „Wendebild – Frau und Mann“, „Medea“, „Vanitas – Mann“, „Vanitas – Frau“ oder „Jason“, belegt Konrad Thalmann als einen betrachtenden Erzähler. Vanitas, „die Eitelkeit“, Medea, „die, die Rat weiß“ oder Jason, „der Heilende“, all diese z. T. mythologischen Metaphern stehen für uns Menschen, unsere Eigenschaften, unser Verhalten. In seinen Monotypien setzt Konrad Thalmann diese lebhaft in Szenerien um. Eine weitere wichtige künstlerische Inspirationsquelle für seine Arbeit ist die japanische Tuschzeichnung. Die Farbe Rot als lebendiger Kontrast zur „Unfarbe“ Schwarz finden wir häufig in seiner Arbeit wieder.

In der Druckgrafik arbeitet Konrad Thalmann konzentrierter, er würde vielleicht sagen: komplett anders. Eine Idee steht meist am Anfang dieses Prozesses, doch die Veränderung durch das Material und die Spiegelung befreit die Idee von dem Attribut des Festlegens. Betrachtet man nun seine bildhauerischen Arbeiten, erkennt man das Wechselspiel zwischen dem Material und der entstandenen Formgebung. Konrad Thalmann erkennt die natürlichen Strukturen des Steins und greift sie auf, um die Figuren, Formen, Gesichter aus dem leblos scheinenden Material zu befreien. In seinen Objekten wiederum, spiegelt sich eine andere Herangehensweise und ein subtiler Humor wieder. Dazu sagt er selbst: „Moderne Materialien bieten für mich noch einmal ganz andere Möglichkeiten des Ausdrucks. Bei ihnen tritt der sinnliche Prozess der Materialbearbeitung zugunsten einer schillernden Idee zurück. In meinen Arbeiten sind inhaltliche Bausteine zu einem Ganzen zusammengefügt, der Sinn ergibt sich im Nachhinein. Mein Ziel ist eben nicht, die Arbeit von vornherein mit Bedeutungen aufzuladen, jedoch möchte ich die Herkunft meiner Intentionen nicht verleugnen. Ich besuche oft Flohmärkte und habe Spaß daran, aus Fundstücken Objekte zu montieren. Es ist mir wichtig, beim Formen und Zeichnen ein Stück weit die Kontrolle über den Herstellungsprozess abzugeben. Beispiele sind die erwähnten Fundobjekte, die stehengelassene und einbezogene Absprengung im Stein oder die Zeichenwerkzeuge, die ich mir selbst baute. Der Zufall ist ein wichtiger Helfer, die Idee bleibt bestimmend.“

Veranstaltungshinweis: Die Finissage findet, in Anwesenheit des Künstlers Konrad Thalmann, am Sonntag, 22. Februar 2015, 14 Uhr in der art Kapella Schkeuditz statt.

Annotation

Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen von Konrad Thalmann in der art Kapella Schkeuditz bis zum 22. 2. 2015.

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Persona

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