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FREIBERG: Lauter Verrückte

FREIBERG: Lauter Verrückte

Komische Oper von Johann Simon Mayer am Theater in Freiberg

Lauter Verrückte! Das denkt man aktuell des Öfteren, zum Beispiel beim Zeitung lesen oder montags beim Blick aus dem Fenster. In unserem Fall ist es der Titel eines Musiktheaterstückes von Johann Simon Mayr (1763-1845). Musikbegeisterten ist dieser Herr vielleicht als Lehrer von Donizetti ein Begriff. Aber er komponierte auch selbst italienische Opern. Seinerzeit oft gespielt, kennt man ihn heute kaum noch. „Lauter Verrückte!“ wurde 1798 mit großem Erfolg in Venedig uraufgeführt. Das Libretto verfasste Gaetano Rossi.

Im Zentrum der Handlung steht Don Fabeo, ein musikbegeisterter oder besser musikbesessener Mensch. Musik steht für ihn über Allem. Selbst seine beiden Töchter werden nur als mögliche musikalische Werkzeuge wahrgenommen. Eine der Töchter, Rosina, ist darüber bereits krank geworden. Die andere Tochter, Aristea, versucht es entweder dem Vater recht zu machen und flüchtet sich in das Reich der geschriebenen Worte.

Als wären in dieser Konstellation nicht schon genügend Probleme vorhanden, ist Aristea außerdem in den völlig unmusikalischen Don Carolino verliebt. Glücklicherweise gibt es auch noch ein Dienerpaar, welches Geld braucht, um endlich heiraten zu können. Und Don Carolino ist gern bereit, für etwas Hilfe im Haus seiner Geliebten zu zahlen. Reichlich Stoff also für allerlei Verwicklungen.

Zur Premiere des Stückes war die Spiel- und Sangesfreude der Solisten ungebremst. Es war ein unterhaltsamer Abend. Völlig losgelöste Heiterkeit wollte indes nicht aufkommen. Vielleicht krankt das Werk etwas an seinem Alter. Eigentlich sind Libretto und Musik(!) vollgepackt mit allerlei heiteren Anspielungen und Verweisen. Das Problem: Der Zuschauer müsste viele Dinge kennen, um die Anspielungen zum Beispiel in Personennamen wiedererkennen zu können.

Es ist das gleiche Problem wie mit der Originalfassung vom „Raub der Sabinerinnen“. Niemand kennt mehr reisende Theatergruppen und kaum jemand hat noch Latein in der Schule. Mindestens die Hälfte der Witze funktioniert daher nicht mehr. Und im schlimmsten Fall fragen Sie sich beim Lesen gerade: Was ist „Der Raub der Sabinerinnen“?

Ich empfehle den Besuch. „Lauter Verrückte“ wird nicht allzu oft gespielt und die Kompositionen sind eine grundsolide Arbeit. Man hört, dass jemand da seinen Mozart wohl studiert hat. Aber man hört auch vieles andere und alles ist gefällig musikalisch verbunden. Besonders schön sind die Stellen, in denen Witz und Musik verschränkt werden. Wenn etwa Don Fabeo den Tod Don Quichottes in Noten fasst: Er beginnt mäßig traurig und wird zum Ende hin immer fröhlicher. Oder wenn Don Carolino in einer kleinen tenoralen Leistungsschau darlegen muss, dass er keine Noten lesen und natürlich auch nicht singen kann.

Die Wiedereröffnung der Theater bringt in Freiberg und Döbeln ein heiteres Stück zurück auf die Bühne. Hoffentlich ist dieses Werk eine Weile zu bewundern und die Kultureinrichtungen müssen nicht erneut von Heute auf Morgen schließen.

Eva Blaschke

ANNOTATION

„Lauter Verrückte! – Che Originali!“. Komische Oper von Johann Simon Mayr in der Kammermusikfassung von Fabian Dobler am Mittelsächsischen Theater Freiberg/Döbeln

Musikalische Leitung José Luis Gutiérrez Hernandez; Regie Judica Semmler; Ausstattung Annabel Berlichingen; Besetzung: Dimitra Kalaitzi-Tilikidou, Aristea; Frank Unger, Don Carolino; Rea Alaburić, Celestina; Gzegorz Rozkwitalski, Biscroma

Weitere Aufführungen: 21.01., 29.01.,05.02., 06.02.

CREDITS

Text: Eva Blaschke

Foto: © Jörg Metzner

Veröffentlicht 24.01.2022

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