Dreifaches Spielvergnügen
Der Leipziger Maler Hans Engels, ein großzügiger Vereinfacher
Menschen beim Brettspiel gehören nicht zu den häufigsten Motiven der Kunstgeschichte. Zum Nachlass des Leipziger Malers Hans Engel, 1924 – 1995, im Museum der bildenden Künste Leipzig, zählen drei Bilder von Damespielern.
Von Dr. Dietulf Sander
Hans Engels gehört zu den eigenständigsten Leipziger Künstlerpersönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wenn gleich er wohl weniger bekannt geworden ist als die Vertreter der sogenannten „Leipziger Schule“. Zu den ersten Studenten der nach dem zweiten Weltkrieg wiedereröffneten Akademie der graphischen Künste gehörend, entwickelte er seine bildkünstlerische Handschrift in der Auseinandersetzung mit der Klassischen Moderne. Innerhalb der vielseitigen Erbebezüge der Leipziger Kunst seit der Mitte der 1960er setzten Christine und Hans Engels ebenso wie beispielsweise Günter Horlbeck, Irmgard Horlbeck –Kappler oder Norbert Hornig einen deutlichen Gegenakzent.
Die Geschlossenheit des Bildes, der harmonische Ausgleich von Linie und Fläche, Farbe und Raum, war Hans Engels wichtig. Der innere Drang, in der Auslotung aller gestalterischen Möglichkeiten die endgültige, die möglichst vollkommende Bildform zu finden, führte dazu, dass Hans Engels die wenigen wiederkehrenden Sujets und Motive immer wieder variierte. Von diesem Streben nach gestalterischer und gedanklicher Konzentration, großzügiger Vereinfachung, um das Wesentliche zu betonen, zeugt auch die kleine Reihe dreier Darstellungen von Damespielern. Wohl um 1980 entstanden, gehören sie zu dem 2008 vom Museum der bildenden Künste Leipzig übernommenen, künstlerischen Nachlass von Christine und Hans Engels.
Wenig variiert wird das hochrechteckige Bildformat, ebenso die aufeinander bezogene Spielposition und Gestik des älteren Paares. Dicht an den vorderen Bildrand gerückt, von den Bildrändern deutlich beschnitten, erlebt der Betrachter die konzentrierte Atmosphäre des Spieles ganz unmittelbar. Alles Anekdotische ist weitgehend zurückgedrängt. Die Figuren sind ganz lapidar in ihrer körperlichen Existenz, gestischen und physiognomischen Eigenheit prägnant erfasst. Zurückhaltend sind die Details der Kleidung, der Gegenstände widergegeben, sie ordnen sich den großen Formzusammenhängen unter. Die in ihrer Positionierung und Gestik sehr variierende Einfügung einer dritten Figur, einer zuschauenden Frau, verdeutlicht zugleich, wie der Künstler sofort auch alle anderen Bildelemente verändert, um ein ausgewogenes Bildgefüge herzustellen. Gelegentlich von einer klaren Kontur umschlossen, wird jegliche Illusion von plastischer Körperhaftigkeit vermieden, ebenso wird auf illusionäre, perspektivische Raumdarstellung verzichtet. Durch breite Blätter eine Topfpflanze und kreisförmige Hintergrundstruktur wird in einer der Bildfassungen der insgesamt deutliche dekorative Charakter der Bilder sogar noch verstärkt. Dem ordnet sich auch die Farbigkeit unter, die ganz wesentlich zur Schaffung eines emotionalen Klimas beträgt.