Werkschau des Leipziger Künstlers Andreas Grummt im „Atelier 1“.
Alles bei Andreas Grummt ist immer höchst individuell und öffentlich zugleich. Ich möchte es deshalb keine bloße Präsentation oder Ausstellung nennen, was er unter dem Titel „Sinnliches und Unsinniges“ noch bis Mitte des Monats in der Galerie „Atelier 1“ zeigt. Hier wird über die Motive seiner Bilder, über den Ausstellungsnamen, über die Wahl des Ausstellungsortes, über das Programm zur Eröffnung der ganz breite Fächer von Lebensmöglichkeiten sichtbar, die ihm, speziell ihm, offenstehen.
Resümierend darf man wohl sagen: Andreas Grummt hat sie alle als Chancen genutzt und tut es mit Selbstverständlichkeit noch immer. Die moderne Marketingsprache würde ihn einen Proaktiven nennen: ein proaktiver Mann, der bejaht, was er kann und was in ihm steckt.
Das gilt nicht nur für den autodidaktischen Maler. Das war schon in den 70er Jahren so, als Andreas Grummt im Rahmen des sich damals immer stärker politisierenden Kabaretts „Leipziger Brettl“ am Lindenauer Markt französische Chansons darbot. In den 80ern gab er als Maria Catastropha auf ostdeutschen, später auch vielen westdeutschen Kleinkunst- und Großbühnen die unendlich witzige Parodie einer verstolperten Operndiva.
Ich vermag nicht zu überblicken, in welche Rollen er noch zu schlüpfen vermochte und in welche er in den kommenden Jahren noch schlüpfen wird. Seine jetzt in Leipzig erstmals so umfassend gezeigten Öl- und Acrylbilder erzählen von all diesen persönlichen Erfahrungen und Leidenschaften. Erotik und Satire eingeschlossen.
Andreas Grummt stammt als guter Leipziger natürlich aus Dresden und hat seit frühester Jugend gemalt. Das Zeichen und Malen war ihm, wie er sagt, so wichtig wie anderen das Tagebuch schreiben. Es gab Lebensphasen, da hatte Grummt wenig Zeit für dieses stressabbauende künstlerische Bedürfnis, zum Beispiel während seiner erfolgreichen Jahre als Leipziger Scenewirt. Es gelang ihm, seine „Blaue Trude“ international zu einem Begriff zu machen – und war dann doch auf diesem Wege irgendwann gescheitert.
Jetzt malt er wieder und arbeitet nebenbei in der Gastronomie. Die Ausstellung seiner Bilder im exklusiven Ambiente des „Atelier 1“ ist im übertragenen Sinne nicht nur für mich und seine vielen Freunde wie eine öffentliche Lesung aus vertraulich gemalten Tagebuchpapieren: mutig, faszinierend und sehr sinnlich. Beifall für ein gelungenes Resümee vor einem bevorstehenden runden Geburtstag.
Moritz Jähnig
Fotos: © Andreas Birkigt
„Sinnliches und Unsinniges. Öl- und Acrylmalerei von Andreas Grummt / Leipzig“
noch bis 15.2.2015
„Galerie „Atelier 1“
Arndstraße 1, 04275 Leipzig
Öffnungszeiten: tägl. außer Montags ab 14 Uhr