Laudatio von Grit-Ute Zille zur Eröffnung einer Personalausstellung am 4. Mai 2013.
Lieber Siggi, liebe Freunde, liebe Gäste!
Es freut mich sehr, einige Worte zur Eröffnung deiner Ausstellung, lieber Siggi, sagen zu dürfen!
Ich werde mich jetzt nicht kunst-theoretisch zu Siggis Arbeiten äußern, das ist nicht mein Metier, sondern ich tue das aus meiner persönlichen Sicht: Ich mag Siggi, ich mag seine Arbeiten – und so geht es sicher den meisten in diesem Kreis, deswegen sind wir heute alle hier, lieber Siggi!
Es ist insofern eine besondere Ausstellung, da du diesmal DEINE Arbeiten zeigst.
Wir kennen Siggi Stubenrauch alle als Künstler UND Ausstellungsmacher, letzteres meist für andere, für Kollegen.
Seit Jahren pflegt Siggi in seinem Atelier „Roomsmoke“ eine sehr besondere Form der Ausstellungspräsentation. Es erinnert an die Salonkultur vergangener Zeiten, wenn Siggi in seinen Räumen die Arbeiten von KollegInnen zeigt, Etablierte und Neuentdeckungen. Das Besondere daran ist die Atmosphäre, da die Atelierwohnungen – sowohl hier als auch früher in der Reclamstraße – von Siggis jahrzehntelanger künstlerischer Tätigkeit geprägt waren bzw. sind und von seiner Freude an schönen Dingen – zufällig und bewusst arrangiert, auch mal liebevoll unordentlich- es erinnert mich an die Wunderkammern vergangener Jahrhunderte.
Dazu passt der Kreis an Freunden und Interessierten, der sich versammelt, bei Wein und gutem Essen über die Kunst und das Leben sinniert. Feste Größen sind dabei auch die Lesungen und oft auch Musik.
Siggis Herz schlägt für die Bildende Kunst, ebenso für interessante Keramik. Er ist darüber hinaus auch für andere Genres offen – beispielsweise auch für Schmuck, so lernten wir uns vor einigen Jahren kennen !
Apropos liebevoll unordentlich – als ich gestern hier war, um mir einen Überblick zu verschaffen, was Siggi an Arbeiten zeigen will, sah es – vorsichtig gesagt – noch genau so aus.
Gestern Chaos, abends war er noch in aller Ruhe im Tapetenwerk – heute sehen wir hier eine feine Ausstellung, wie immer sehr interessant arrangiert – so kennen wir Siggi und das mögen wir an ihm!
Ich möchte mich nun ein wenig in die Vergangenheit begeben, um ein Stück von Siggis Lebensweg bis hierher zu beschreiben:
Siegfried Stubenrauch wurde 1943 in Jena geboren. Von 1957 bis 1960 absolvierte er eine Lehre zum Gebrauchswerber, im Jahr 1965 beendete er den unvermeidbaren Wehrdienst bei der NVA.
1967 erhielt sein Leben eine erste Wendung – Jena bot keine Herausforderungen mehr, es zog ihn nach Leipzig, wo er als Dekorateur im Bereich der Messe-und Ausstellungsgestaltung tätig war.
Dann trat 1970 das ein, was man getrost als Schlüsselerlebnis in Sachen Kunst bezeichnen kann: in der Galerie Wort und Werk sah er eine Ausstellung der Künstlerin Elena Liesner-Blomberg, die er sich mehrfach anschaute – und in unmittelbarer Folge erste Versuche mit Applikationen, Collagen und Aquarellen unternahm.
Seine hauptberufliche Tätigkeit führte ihn über verschiedene Bereiche der Dekoration/Messe-und Ausstellungsgestaltung dann 1986 in die Galerie Wort und Werk, wo er bis zur Wende arbeitete und sich wichtige Kontakte für seine spätere Galeristentätigkeit aufbaute.
Siggi wurde 1989 in den Künstlerverband der DDR aufgenommen und arbeitete ab 1990 am Museum für Kunsthandwerk in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagogik sowie am Schauspielhaus Leipzig in der Requisite.
Beginnend 1970 hat sich Siggi bis heute ständig mit der Bildenden Kunst auseinandergesetzt. Ausstellungen fanden zwischen 1975 bis heute in Leipzig, Berlin, Halle, Jena, Fulda, Katowic/Polen statt.
Arbeiten von ihm befinden sich im Besitz der Eremitage in St. Petersburg und in Privatsammlungen.
Schauen wir uns die Arbeiten an, die Siggi hier zeigt, so kristallisiert sich für mich einiges heraus:
Schwerpunkte seiner Arbeit sind Collagen und Papierplastiken, über all die Jahre hinweg tauchen diese immer wieder auf.
Dazu kommen Aquarelle, die er oft auf Kalenderblätter malt, da das Papier für ihn interessant ist und die er oft im Urzustand belässt – man sieht oft noch die Abreißzacken.
In den letzten Jahren entwickelt Siggi eine neue Technik für sich: er kopiert Motive mehrfach übereinander und übermalt sie dann.
An Motiven tauchen vor allem auf:
Köpfe. Immer wieder Köpfe.
Auch Menschen.
Und Torsi.
Und nicht erst seit er das Kopieren für sich entdeckt hat, überlagern sich bei ihm oft die Darstellungen, sie bleiben geheimnisvoll/verschwommen/im Unklaren.
Wenn man will, kann man in den Arbeiten immer neue Facetten entdecken, jeder Betrachter andere. Siggis Arbeiten lassen auch sehr viel Raum für die Phantasien des Betrachters.
DAS empfinde ich als sehr einladend !
Diese Ausstellung zeigt uns erstmals einen Überblick von den Anfängen Siggis künstlerischer Tätigkeit bis jetzt – ganz aktuell sind die schwarz-weissen Papierplastiken.
Künstlerisch, also hinsichtlich der Motive und der Art und Weise der Gestaltung, gibt es eine harmonische Entwicklung in Siggis Werk seit den 70er Jahren bis heute. Die 3-Dimensionalität ist von Anfang an, auch in den ersten Papierarbeiten, erkennbar, ebenso die Zwischenzustände, das Spielen mit dem Material. Letzteres spricht mich besonders an, vielleicht da ich eine ähnliche Herangehensweise habe.
Siggi meinte gestern auf meine Frage „Warum immer Köpfe?“ – er wäre halt der „Kopfmensch“ – ich denke eher, viele seiner Köpfe entstehen auch aus dem Bauch heraus…
Ich wünsche euch und ihnen allen viel Spaß bei den Entdeckungen, was Siggis Kopf/ Bauch / Hände so alles entstehen lassen haben!
Und – bei genauer Betrachtung deiner Vita, lieber Siggi, fiel mir dein Geburtsjahr 1943 auf – das lässt vielleicht vermuten, dass diese Ausstellung nicht ganz zufällig stattfindet – genießen wir sie, genieße du sie, hab weiter viel Freude an und mit der Kunst, lieber Siggi.