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Leipzig: „Der Zarewitsch“, Operette von Franz Lehar

Lang lebe der Mythos des zaristischen Russland.

Die Plakate und Postkarten zur Ankündigung des Stückes machten mich auf die bevorstehende Aufführung der Operette sehr neugierig. Das Plakat zeigt die Darsteller der Sonja, des Zarewitsch und des Großfürsten in Kostümen, die ins Russland der Zarenzeit versetzen und mich in meiner Vermutung bestärkt, dass die Aufführung ein Augen- und Ohrenschmaus wird.

Von Ronny Steinkopf

Schon beim genüsslichen Blättern im Programmheft in der MUKO Klause bei Kaffee und Kuchen nimmt der gespannte Besucher voller Vorfreude die darin Szenenbilder in den Blick. Die Kostüme erweisen sich während der Vorstellung als ein wahrer Genuss. Ruth I. Ohlmann als Tänzerin Sonja erscheint im ersten Akt verkleidet als jugendlicher Kosak. Radoslaw Rydlewski als Zarewitsch Alexej erfreut den Besucher in stattlichen Uniformen wie es einem Thronfolger gebührt. Dem steht Karl Zugowski als Großfürst in nichts nach. Kurz vor Ende des dritten Aktes öffnen sich im hinteren Bühnenteil zwei Türen und der Großfürst erscheint, zwar noch abgedunkelt, um dem Zarewitsch die Nachricht vom Tode des Zaren mitzuteilen. Als Zuschauer könnte man denken, dass er selber der Zar ist oder zumindest der deutsche Kaiser.

Der Kostümrausch umfasst alle weiteren Solisten, den fabelhaften Chor und selbstverständlich auch das bezaubernde Ballett der MUKO. Der zweite Akt wird bezüglich der eleganten Ausstattung ein absoluter Höhepunkt. Die Damen und Herren des Chores erscheinen auf der Bühne als russischer Adel in exzellenter Garderobe, insbesondere die Herren Offiziere. Das Ballett vermittelt das russische Flair in der traditionellen Kostümierung der ländlichen Bevölkerung, die zum Fest erscheinen.

Das Bühnenbild der Akte eins und zwei führt den Zuschauer einmal ins Zimmer des Zarewitschs und dann in den Ballsaal des Palastes. Im Hintergrund erkennt man jeweils die für Russland so typischen Birken. Im dritten Akt befinden wir uns in Neapel. Das Flair wird beim Zimmer mit Ausblick aufs Meer und dem Einsatz von hellblauen Tüchern sehr deutlich. Allein schon die Bühnenausstattung sowie die Kostümierung der Sängerdarsteller lohnen den Weg ins Operettenhaus nach Leipzig. Für die opulente Kostüm- und Bühnenausstattung zeichnet sich Dietrich von Grebmer verantwortlich.

Noch ein Wort zur Balletteinlage im zweiten Akt. Neben der Kostümierung der Tänzer sind natürlich auch die Choreographie und natürlich ihre Umsetzung durch das Ballettensemble erwähnenswert. Mirko Mahr entwickelte die Choreographie und seine Tänzerinnen und Tänzer verzaubern das Publikum und beweisen einmal mehr ihr Können, allen voran Oksana Brjanzewa und Walid Mahmoud im Pax des Deus. Der Augenschmaus setzt sich fort. Bravo-Rufe und begeisterter Jubel nach der Balletteinlage und zum Ende des zweiten Aktes, als alle Tänzerinnen und Tänzer vor den Vorhang kommen.

Die musikalische Leistung in dieser von mir erlebten Nachmittagsvorstellung darf keinesfalls ungenannt bleiben, wenngleich Kenner des Hauses Dreilinden ganz genau wissen, was sie erwartet. Die Musik Lehars verzaubert den Zuhörer immer wieder. Sowohl Ruth Ohlmann als Sonja als auch Radoslaw Rydlewski als Zarewitsch setzen ihre solistischen Glanzpunkte bereits im ersten Akt der Operette, zumindest hat es Lehar musikalisch so angelegt. Aber es gibt ja bestimmt auch noch Duette, dachte sich der geneigte Zuhörer. Und da sticht unübertroffen der zweite Akt der Aufführung heraus, so dass auch hier die Zuhörer ihre Begeisterung für die musikalische und sängerische Leistung mit starkem Applaus und Bravo-Rufen offen zum Ausdruck bringen. Als der Dirigent des Nachmittages, Roland Seiffarth, beim Schlussbild die Bühne betrat und er sein fabelhaftes Orchester aufstehen ließ, schwoll der Applaus stark an und mündete in ein rhythmisches, lautstarkes Klatschen und bei der Verbeugung galt dieser Applaus natürlich alles Beteiligten der Aufführung. Und zu denen gehört auch die Erste Konzertmeisterin Agnes Farkas. Sie spielt ihre Solostellen im zweiten Akt und in der Zwischenaktmusik zum dritten Akt so ausgezeichnet, dass der geneigte Zuhörer in der ersten Reihe ins Schwärmen und Schwelgen zugleich kommt. Drei reine Sprechrollen sollen zum Abschluss nicht unerwähnt bleiben. Karl Zugowski als Großfürst, Folker Herterich als Ministerpräsident und Angela Mehling als Gräfin. Ihr Einsatz im ersten Akt ist einerseits für jeden Fan ein kurzweiliger Hochgenuss, andererseits ist der Kurzeinsatz ohne Gesang mit ihrer Besetzung eine unsagbare Verschwendung. Die beiden Herren präsentieren sich sowohl im ersten als auch im zweiten Akt was Mimik, Gestik und deutliche Aussprache betrifft wieder in Bestform und verzücken damit an der einen oder anderen Stelle das Publikum und auch den Ehrendirigenten des Hauses.

Das Fazit des Nachmittages: Auf nach Leipzig ins Haus Dreilinden! Freunde der Operette, insbesondere der Musik von Franz Lehar kommen bei dieser Inszenierung voll auf ihre Kosten.

Termine unter: www.oper-leipzig.de

03.04.2012

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