Zum Hören und zum Mitdenken.
Am 29.10.2022 feierte im Annaberg-Buchholzer Theater eine Zauberflöte Premiere, die auch in den folgenden Spielzeiten immer wieder aufgenommen werden soll. Darauf kann man sich freuen: Es ist ein Stück zum Seele baumeln lassen.
Von Eva Blaschke
Zur Premiere war es im Zuschauerraum voll und die Darsteller trafen auf ein ausgehungertes Publikum, welches sich auf ein großes Orchester und die bekannten Arien von Mozart freute. Die Freude wurde nicht enttäuscht. Gegeben wurde eine solide, die Handlung vertiefende Inszenierung (Ludivine Petit) mit bunten Kostümen (Martin Scherm) im Stile eines Märchens.
Das Libretto von Emanuel Schikaneder ist, bei aller Genialität, nicht unproblematisch, da hochgradig misogyn. Doch der Regie gelang es, die gröbsten Kanten abzurunden und so wurde es ein der Seele wohltuender Abend. Man konnte sich hineinfallen lassen in die bekannten Melodien. Das Orchester unter Jens Georg Bachmann spielte gut und harmonierte durchgehend mit den Sängern.
Der beste Sänger des Abends hieß Philipp Gaiser, welcher den Papageno sang. Allein für ihn lohnt es sich, eine Vorstellung zu besuchen. Eine derart ausgeformte, überzeugende Darstellung mit großer Spielfreude vorgetragen, erfreut das Herz. Der Tamino (Richard Glöckner) schien mir nervös oder an diesem Abend nicht gut bei Stimme zu sein. Vielleicht gibt sich das noch.
Die Pamina wurde von Madelaine Vogt mit klarer, kräftiger Stimme als aufgeweckte junge Frau gegeben. Dies betonte die Frauenfeindlichkeit des Werkes geradezu und versteckte sie nicht. Der Zuschauer hat schließlich auch einen Kopf zum Denken. Der Sarastro (László Varga) wurde nicht als über den Dingen stehender Weiser sondern als nahbarer Vater gezeigt, der Zutrauen in die Urteilsfähigkeit seiner Tochter hat.
Eunsoo Lee erhielt als Königin der Nacht verdient großen Beifall, insbesondere für die Rachearie. Zur Perfektion fehlt eigentlich nur noch ein wenig Schliff an der deutschen Phonetik. Bei den drei Damen fiel ein deutliches Gefälle in der Gesangsqualität auf und einen ähnlichen Effekt bemerkte man bei den drei Knaben. Aber im Grunde genommen, sind dies Kleinigkeiten gegenüber der guten Umsetzung des Stückes.
Die zwiespältige Rolle des Monostatos stellte stimmlich und spielerisch Lukáš Šimonov gekonnt dar, Leander de Marel gab einen würdevoll und eindringlich agierenden ersten Priester. Stephanie Ritter überzeugte als Papagena und führte Papageno sanft des Weges.
Die Zauberflöte ist, insbesondere in dieser Inszenierung, als Einsteigerstück sehr geeignet. Durch den märchenartigen Stil spricht das Werk sicher auch Kinder an. Und selbst wenn die Handlung mal nicht verstanden wird, kommt es bei dieser Musik darauf an?
Annotation
„Die Zauberflöte“. Oper in zwei Aufzügen von Wolfgang Amadeus MozartLibretto von Emanuel Schikaneder. Theater Annaberg-Buchholz. Musikalische Leitung Jens Georg Bachmann/ Dieter Klug.
Besetzung:
Sarastro László Varga
Tamino Richard Glöckner
Sprecher Leander de Marel / Jinsei Park / Volker Tancke
Königin der Nacht Eunsoo Lee
Pamina Madelaine Vogt
Erste Dame Bettina Grothkopf
Zweite Dame Bettina Corthy-Hildebrandt / Sandra Maxheimer
Dritte Dame Maria Rüssel
Papageno Philipp Gaiser / Jason-Nandor Tomory
Papagena Bridgette Brothers / Stephanie Ritter
Monostatos Yuta Kimura / Lukáš Šimonov
1. Priester Leander de Marel / Jinsei Park / Volker Tancke
2. Priester Yuta Kimura / Lukáš Šimonov
1. Geharnischter Yuta Kimura / Lukáš Šimonov
2. Geharnischter Jinsei Park / Volker Tancke
Drei Knaben/Genien Melanie Hechtl / Victoria Kocks / Marie-Luise Langner / Maxi Müller / Judith Sandmann / Runa Sandmann
Orchester Erzgebirgische Philharmonie Aue
Chor Opernchor des Eduard-von-Winterstein-Theaters
Inszenierungsteam
Inszenierung Ludivine Petit
Ausstattung Martin Scherm
Chorleitung Daniele Pilato
Dramaturgie Lür Jaenike
Erzgebirgische Philharmonie Aue
Besuchte Vorstellung: Premiere, Theater Annaberg-Buchholz, 29.10. 2022; veröffentlicht: 08.11.2022; bearbeitet: 08.12.2022
Weitere Vorstellungen 2022/23
Fr 09.12.22 19.30 Uhr
Do 15.12.22 19.30 Uhr
Fr 30.12.22 19.30 Uhr
Sa 04.03.23 19.30 Uhr
Credits
Text: Eva Blaschke, Journalistin und freie Theaterkritikerin, Annaberg-Buchholz
Fotos (3): Sebastian Paul
Bild oben: Tamino (Richard Glöckner) und die Königin der Nacht (Eunsoo Lee)
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