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400 Jahre Loh-Orchester!

400 Jahre Loh-Orchester!

Die ehemalige Fürstliche Hofkapelle Sondershausen feierte.

Es sollte kein ’normales‘ Festkonzert sein zum 400-jährigen Jubiläum des Loh-Orchesters, das früher die Fürstliche Hofkapelle in Sondershausen war und erst 1919 nach dem Loh-Platz, dem westlichen Teil des dortigen Schlossparks und Konzertorts, benannt wurde. Daniel Klajner, Intendant des Theater Nordhausens, und Generalmusikdirektor Michael Helmrath hatten viele ehemalige Musikdirektoren und Chefdirigenten, die in den letzten Jahrzehnten dem bedeutenden Südharzer Klangkörper vorstanden, zum Festwochenende am 6. und 7. April eingeladen.

von Roland H Dippel

Drei ehemalige Chefdirigenten und ein Generalmusikdirektor

Vier der eingeladenen Dirigenten hatten zugesagt, drei kamen tatsächlich: Markus L. Frank (GMD von 2008 bis bis 2016) ist heute Generalmusikdirektor der Anhaltischen Philharmonie in Dessau. Hiroaki Masuda (GMD 2002 bis 2008) ermöglichte 2004 eine Tournee nach Japan. Peter Stangel (GMD von 1999 bis 2002) sagte kurzfristig wegen eines gesundheitlichen Zwischenfalls ab und sandte Grüße mit „einer verdrückten Träne“. Eine Wiederbegegnung brachte das Jubiläum auch mit Dr. Horst Förster (Musikdirektor von 1970 bis 1978), der seit über 50 Jahren das Akademische Orchester Leipzig leitet, und in seiner Amtszeit 433 Konzerte des „Staatlichen Loh-Orchesters Sondershausen“ dirigiert hatte.

 

Festwochenende in Sondershausen und Nordhausen

Generalmusikdirektor Michael Helmrath

Gefeiert wurde nach dem Festkonzert am 6. April im Achteckhaus von Schloss Sondershausen mit anschließendem Empfang im Marstall. Die Laudatio hielt Birgit Keller, Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft in Thüringen. Das Programm wurde am 7. April im Gebäude des Theaters Nordhausen, mit dem das Loh-Orchester kurz nach der Wende 1991 fusioniert wurde, wiederholt. Am Sonntagmorgen präsentierte man in einem Podiumsgespräch eine CD mit dem Konzertprogramm, auf dieser alle Stücke eingespielt von Michael Helmrath. Die eingeladenen Chefdirigenten von früher sollten Werke mit einer Dauer bis zu fünfzehn Minuten vorschlagen, die sie in ihrer Zeit einstudiert hatten oder die für ihre mit dem heute in einer Personalstärke von etwa 50 Musikern spielenden Loh-Orchester verwirklichte Programmatik besondere Bedeutung hatten. Wie zur 100-Jahre-Feier des Theaters Nordhausen 2017 erschien ein Band, der neben der wechselvollen Geschichte des Loh-Orchesters die Beziehung von Bürgern, Hörern und Trägern des Landkreises Nordhausen und des Kyffhäuserkreises zu diesem würdigt. Herausgekommen ist ein Dokument von herzlicher Verbundenheit.

Glanzvolle Geschichte

Die Fürstliche Hofkapelle bestritt Anfang des 19. Jahrhunderts auch die Musiktheater-Vorstellungen im Schlosstheater Sondershausen. Max Bruch war von 1867 bis 1870 in Sondershausen und vollendete dort sein berühmtes erstes Violinkonzert. Seit einem Konzert in Ballenstedt schätzte auch Franz Liszt die hohe Qualität der Fürstlichen Hofkapelle und dirigierte mit dieser mindestens zehn Konzerte. Um 1952 gastierte dort mehrfach Kurt Masur, das Orchester war 1950 auch an der Uraufführung des „Mansfelder Oratoriums“ von Ernst Hermann Meyer beteiligt. Während seiner Amtszeit veröffentlichte Markus L. Frank mit dem Loh-Orchester, das seit 2006 auch das Orchester der Thüringer Sommerfestspiele Sondershausen ist, eine CD mit Werken von ehemaligen Kapellmeistern der Fürstlichen Hofkapelle. Zeitgenössische Musik ist ein Schwerpunkt des Loh-Orchesters, das in den letzten Spielzeiten die Roadoper „Bonnie und Clyde“ von Christian Diemer zur Uraufführung brachte und den Österreicher Christoph Breitenfellner zum Composer in Residence ernannte.

Mit Drive und Gloria

Im Programmverlauf war keine einzige der üblichen Standard-Feiermusiken zu finden. Populäres gab es von Horst Förster mit Tschaikowskis Ouvertüre zu „Romeo und Julia“, von Daniel Klajner mit dem „Nussknacker“-Blumenwalzer, da sich Peter Stangel ein schwieriges Stück von John Adams ausgesucht hatte, und Hiroaki Masuda mit Mendelssohns „Hebriden“-Ouvertüre. Michael Helmrath wählte George Enescus brillante „Rumänische Rhapsodie Nr. 1“ und übernahm Rolf Liebermanns „Furioso für Orchester“. Markus L. Frank schloss mit Zoltán Kodálys „Tänzen aus Galanta“. Ein kurzweiliges und überraschungsreiches Programm, das ohne weiteres noch etwas länger hätte dauern können und Lust auf mehr machte: Raumgreifend, pointiert und nicht ganz ernst. Dieses Orchester weiß, was es kann, was es will und worauf es Lust hat. Sein Publikum auch. Das ist nicht die schlechteste Kombination, zumal auf den Südharzer Konzert- und Theaterprogrammen so spannende Titel stehen wie Clara Schumanns Klavierkonzert, Jules Massenets „Aschenputtel“ und (in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig) Händels „Julius Caesar“.

Hiroaki Masuda (GMD 2002 bis 2008)

Markus L. Frank (GMD von 2008 bis bis 2016)

Dr. Horst Förster (Musikdirektor von 1970 bis 1978)

 

Annotation:

Besuchtes Festkonzert: So 07.04.2019, 18.00 Uhr (Theater Nordhausen); veröffentlicht 09.04.2019

Was noch:

Die Festschrift zum Jubiläum: 400 Jahre Loh-Orchester (finanziert vom Förderverein des Loh-Orchesters Sondershausen e. V.), erhältlich im Theater Nordhausen – 10,00€

Bei den Schlossfestspielen 2019 gelangen im Lustgarten Sondershausen zur Aufführung: „Jesus Christ Superstar“ von Rice/Webber (ab 21.06.2019), Die Entführung aus dem Serail von Mozart (ab 27.06.2019), Orpheus und Eurydike von Gluck (ab 05.07.2019) – www.theater-nordhausen.de

Credits:

Alle Fotos © Loh-Orchester Sondershausen/Theater Nordhausen

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